Freitag stellte ich mich bei einer Personalleihfirma vor. Zum Bafög nur geringfügig dazu verdienen, ist die Anweisung.
Ein kurzes Gespräch genügte und ich wurde eingestellt.
Bereits am Sonntag bekam ich meinen ersten Dienst zugewiesen. Frühdienst. Am anderen Ende von Berlin. Weit weg von einem S-oder U-Bahnhof, lag diese Einrichtung. Sehr früh machte ich mich Sonntag auf den Weg dorthin, das letzte Stück mit dem Taxi…
Als ich ankam, erwartete mich ein nicht so sehr großes Haus mit schicker Fassade. Ruhige Gegend.
Beim Hineingehen bereits erwartete mich ein sehr unschöner Geruch – grausigst!
Zunächst fand ich auch niemanden, kein Personal, kein niemand. Da! Geräusche. Als ich diesen folgte traf ich auf wen, sehr gestresst. Ich stellte mich vor und sie pampte irgendwas zurück. Eine andere Dame kam hinzu und sagte mir, dass ich durch den Garten müsse ins Haus B. Sie wies mir den Weg und wünschte mir einen ruhigen Dienst.
Der Garten war schön – allerdings auch sehr gefährlich. Kies neben den Gehwegen, Abhänge.. Wenig gerecht, für sturzgefährdete Menschen. Allerdings gab es auch eine kleine Bushaltestelle, zum warten… Dieses Wort bekam noch eine große Bedeutung im Laufe des Tages.
Im Haus B fand ich Personal, man musste in den Keller hinunter. Muffig, kalt, Kunstlicht – keine schöne Sache. Ob hier auch Bewohner schlafen müssen? Dies zum Glück nicht, aber wie sich später herausstellte, waren hier auch „Tagesräume“ und der Speisesaal. Der Geruch war auch wieder ganz großes Kino…
Man begrüßte mich, zeigte mir den Raum zum umziehen und bot mir einen Kaffee an.
Während der Übergabe merkte ich bereits, dass irgendwas ganz fürchterlich war. Es war nur eine Pflegehelferin anwesend vom Stammpersonal, 3 weitere also auch von Leasingfirmen…
Was ich zu tun hatte, Besonderheiten, wer wie zu versorgen ist…Alles Infos die mir niemand gab. Nur, dass ich um 8 Uhr rüber müsste ins Haus A und Medikamente verteilen.
Alles war in einem schlechten Zustand – Einrichtung, Ausstattung der Zimmer, Pflegemittel, Rollstühle (wenn überhaupt). In manchen Zimmern gab es nicht mal eine Gardine, oder Abdunklungsmöglichkeit an den Fenstern.
Und dieser Geruch – Durchfall im Haus. Hygiene? Gleich nicht vorhanden. Keine Kittel. Kein Schutz für mich. Gelächter, als ich einen Mundschutz nutzte. Hier war wirklich alles verloren – vor allem diese Bewohner. Wie Zombies liefen sie durch die engen Gänge – keiner kümmerte sich.
Menschen saßen irgendwo in dunklen Räumen rum, ohne Reize. Schrieen dort, oder auf ihren Zimmern. Doppel G nun auch noch…Geruch und Geräuschepegel. Man konnte es nur schwer aufhalten. Irgendwas auffangen? Versuch zwecklos. Dazu kam ich nicht im Ansatz.
Ich habe bisher viele Einrichtungen gesehen von innen, dort gearbeitet, aber dieses übertrifft all meine Vorstellungen bislang. Die Menschen, auf ihrem letzten Lebensweg, so unwürdig und kalt behandelt. Sie haben mir richtig leid getan.
Dort noch ein Mal arbeiten? Nein… Das kann ich mit mir nicht vereinbaren, geschweige denn, die Verantwortung dafür übernehmen…
Es ist traurig, dass man so mit Menschen umgehen darf und das dieses Heim nicht für die Menschen existiert, sondern für den Profit.
Die Pflegehelferin wird auch nicht mehr lange dort arbeiten, hat bereits gekündigt, kann es auch nicht mehr ertragen. Warum man es länger als einen Tag dort aushält, ist mir allerdings ein Rätsel…